Die Cuxhavenerin Nicola Vooth (45) wusste nicht ein noch aus vor Schmerzen. Zuerst im Rücken, dann kam noch die Hüfte hinzu. „Mich hat aber keiner ernst genommen.“ Eine Tortur, kein Arzt konnte ihr helfen, geschweige denn eine Diagnose stellen. Bis sie in die Hände von Dr. Wiebke Broscheit kam. Die Wirbelsäulenexpertin am Krankenhaus Land Hadeln fand heraus, dass das Iliosakralgelenk für die Schmerzen verantwortlich war – und die Medizinerin konnte helfen.


Nicola Vooth erinnert sich schaudernd: „Es wurde immer schlimmer, ich habe nur noch Schmerztabletten geschluckt, konnte gar nicht mehr laufen. Als ich hier in der Notaufnahme ankam, war ich ein Häufchen Elend, völlig mit den Nerven am Ende, habe geheult wie ein Schlosshund. Ich wollte nicht mehr … – Gott sei Dank bin ich bei Dr. Broscheit gelandet. Ab da wurde alles gut.“ Wirbelsäulenspezialistin Dr. Wiebke Broscheit, Chirurgin und Orthopädin am Krankenhaus Land Hadeln in Otterndorf, diagnostiziert, dass ihre Patientin neben der bekannten rheumatischen Erkrankung unter dem ISG-Syndrom leidet.


Das Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) bildet den Übergang der Wirbelsäule zum Becken. Das Kreuzbein hat auf jeder Körperseite eine Gelenkverbindung zum Darmbein. Arthrose, Verschleiß, Fehlbelastungen oder Unfälle können die Ursache für das ISG-Syndrom sein und Schmerzen im Lenden-Becken-Bereich verursachen. „Das Iliosakralgelenk wurde immer von einigen ein bisschen belächelt“, schildert die Ärztin, „aber gerät mehr und mehr in den Fokus.“ Das ISG-Syndrom sei nicht selten, könne aber verwechselt werden mit Bandscheibenvorfall oder einer Arthrose im Hüftgelenk. Die Schmerzen strahlten in die Leiste und bis ins Bein aus. Bei Männern können häufig Stürze, zum Beispiel vom Pferd oder Motorrad, die Ursache für derartige Schmerzen sein, weiß Dr. Broscheit, bei Frauen komme es nach Schwangerschaften zur Instabilität, die Probleme verursachen.Zu einer Versteifung des Gelenks rät die Wirbelsäulenexpertin erst, wenn sämtliche konservative Therapien wie Physiotherapie oder Cortison-Spritzen und eine Verödungstherapie (Thermokoagulation) keinen Erfolg haben und keine Schmerzlinderung verschaffen. Die OP nimmt sie minimalinvasiv vor, sie setzt also nur jeweils ein kleinen drei bis vier Zentimeter Hautschnitt seitlich am Gesäß und führt an einem Draht als Leitschiene das dreieckige um die fünf Zentimeter große Titan-Implantat durch das Gelenk ins Kreuzbein, wo es verankert wird. Zwei bis drei Implantate setzt sie dabei nebeneinander. Der Bereich sei sehr sensibel, weil dort wichtige Nervenverbindungen liegen. Um sie nicht zu treffen, führt Dr. Broscheit die OP unter Röntgenkontrolle durch. Sie nutze dazu das mobile 3-DRöntgengerät der Klinik, das für weniger Strahlung sorge als ein CT.


Am 19. Mai liegt Nicola Vooth bäuchlings auf dem OP-Tisch von Dr. Broscheit. Schon nach drei Tagen wird sie aus dem Krankenhaus entlassen. „Mir ging es relativ schnell wieder gut. Die Schmerzen waren weg. Ich konnte wieder liegen und nachts schlafen.“ Noch muss sie Gehhilfen nutzen, schließlich soll sie ihren Körper nach der OP nicht übermäßig belasten. „Wäre auch meine andere Seite schon in Ordnung, würde ich hier herum hüpfen wie ein Flummi“, strahlt die Patientin beim Nachsorgetermin. Nach dieser OP dürfen Patienten zwei Wochen lang nicht auftreten, sondern mittels Gehhilfen nur Bodenkontakt haben, ab der dritten Woche erfolgt eine langsame Belastung. Ab sechs Wochen kann in der Wohnung ohne Gehstützen gelaufen werden und nach drei Monaten ist Sport wieder erlaubt. Nicola Vooths zweite OP der anderen Körperseite ist bereits terminiert. Am 6. Oktober kommt sie unters Messer. Angst hat sie keine. „Ich weiß, was mich erwartet – und das hält mich aufrecht.“ Nicola Vooth ist ihrer Ärztin schon jetzt mehr als dankbar. „Frau Dr. Broscheit ist mein Engel in Weiß.“ Ob des Lobs wird die Ärztin ganz verlegen …